Manche Menschen gibt es, die müssen zu ihren Macken stehen als wären sie eine Krankheit. Vielleicht sind sie es auch. Auffällig ist es, wenn jemand ständig nach irgendeiner Berührung Hände waschen geht oder auch der "Putzfimmel" ist ein Tick, der der Umwelt nicht verborgen bleibt.
Aber hat nicht eigentlich jeder Mensch mindestens einen "Tick"? Nur steht nicht jeder dazu, fordert aber eine Rechtfertigung von denen, deren Ticks ausgeprägter sind. Mit Sicherheit wird gerade irgendwo auf der Welt jemand von einem Mitmenschen schief angesehen, weil er etwas unerwartetes macht, oder einfach eine bestimmte Handlung wiederholt. Dafür muss er sich seltsame Blicke gefallen lassen und niemals würde es dem seltsam blickenden Beobachter einfallen, selbst nicht besser zu sein. Nicht einmal dann, wenn er das Haus betritt und erst einmal seinen Schlüssel exakt gerade ans Schlüsselbord hängen muss, weil ein schief hängender Schlüssel nicht in Ordnung ist.
Wieso verlangen wir Menschen, dass sich einige offenbaren, ihre Schwächen zugeben oder sogar öffentlich machen obwohl jeder von uns, aber wirklich ausnahmslos jeder, ähnliche Schwächen in anderer Form hat?
Man steht da, schüttelt den Kopf über jemanden, der versucht, beim Gehen keine einzige Fuge zwischen den Pflastersteinen zu berühren, holt sich seinen Coffee to go, rührt ihn zwei mal nach rechts und einmal nach links um, vergewissert sich, dass die Deckelöffnung genau über dem Logo des Bechers sitzt und würde niemals darauf kommen, dass das eben vollzogene Ritual nichts anderes ist, als das eben Gesehene.
Warum sehen Menschen gerne, was an Anderen vielleicht nicht stimmen könnte, weigern sich aber die eigenen Makel zu sehen, die nicht im Spiegelbild zu erkennen sind.
Gebt mir eine belegte Semmel (Brötchen für Nicht-Bayern) und ich bin gar nicht mehr in der Lage auf andere Menschen und deren vermeitliche Eigenheiten zu achten. Vielmehr bin ich damit beschäftigt die obere und untere Semmelhälfte so lange hin und her zu drehen, bis sie auch wirklich genau aufeinander passen und wehe, die Semmel wurde in einer Bäckerei oder Metzgerei in Massenabfertigung belegt, so dass die beiden Teile nicht zusammenpassen. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie man dann überhaupt in eine Semmel beißen kann.
Eltern, besonders Mütter neigen gerne dazu die nicht ordentlich an ihrem Platz liegenden Haare des Nachwuchses mit einem Klecks Spucke zu bändigen (auch wenn sie es von den eigenen Eltern gehasst haben, es wird dennoch gemacht). Wieder Andere können das Haus erst verlassen, wenn wirklich alles ordentlich und glatt am Körper ist - und wehe, ein Band aus der Kaputze ist länger als das Andere.
Auch wenn das hier noch nicht viele Leute lesen, denkt doch bitte nach, bevor ihr schaut oder verurteilt - jeder, aber wirklich ausnahmslos jeder hat seine eigenen Macken um die es sich zu kümmern gilt, bevor auch nur ein einziger, kleiner Blick auf jemanden geworfen wird, bei dem sie vielleicht etwas auffälliger ausfallen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen