Nach einem faulen Freitag (ein Ereignis am Morgen hat mich mal wieder aus der Bahn geworfen und mir somit die Energie geraubt irgendetwas sinnvolles zustande zu bringen) und einem Wochenendsamstag melde ich mich jetzt mit dem Thema zu Wort, dass man noch kennen, wissen muss wenn man mich verstehen will, oder es zumindest versucht.
Immerhin bin ich um jeden Versuch und mein nicht immer jedem einleuchtendes Verhalten zu verstehen sehr dankbar. Damit das auch gelingt und man mich versteht sind die letzten und auch dieser Post nicht über die Gesellschaft, wie ich sie wahr nehme sondern über mich und meine Eigenheiten. Und genau zu diesen gehört mein kleiner Franzose (ein kleiner, wenn er nicht gerade schmutzig ist weißer Peugeot), der für mich Fahrzeug, Wohnzimmer mit Aussicht, Papamobil (oder auch Kapsel in der ich vor der Umwelt geschützt an der Außenwelt teilnehmen kann - dazu hoffe ich noch irgendwann einmal auf einen Gastkommentar oder zumindest Kommentar, derjenige weiß wer gemeint ist) und vor allem Fluchtauto.
Bevor man mich jetzt für einen Verbrecher halten könnte - ich muss nicht vor der Polizei oder ähnlichen staatlichen Organen flüchten, sondern vor der Gesellschaft, vor meiner Laune, vor dir und dir und vielleicht auch dir.
Manchmal (oder eher öfter) ziehe ich mich auch darin zurück, an den Waldrand, zum Sonnenuntergang betrachten oder ähnliches weil ich es einfach genießen kann, ein Stück über den anderen zu stehen und auf sie runter zu blicken und das geschützt in meinem Auto (meiner Kapsel) und alle Ängste die einfach ständig präsent sind bleiben draussen.
Es bietet mir auch die Möglichkeit, nicht über sondern mitten im Geschehen zu sein, die Gesellschaft aus der großen Menge heraus wahr zu nehmen ohne aktiv daran beteiligt zu sein und natürlich komme ich damit genau dort hin oder zur Arbeitsstelle, zum Einkaufen oder ähnlichem.
Sonnenuntergang vom"mobilen Wohnzimmer-Rückzugsort aus"
Aber ein ganz wichtiger Punkt ist das Fluchtauto. Eine Fahrgemeinschaft zu irgendeinem Treffen, Fest oder Arbeitsstelle ist für mich absolut unmöglich. Um einigermaßen entspannt sein zu können muss einfach ein Fluchtauto in Reichweite stehen. Um überhaupt eine Veranstaltung, oder ähnliches Besuchen zu können, bietet mir nur das Wissen, dass ich jederzeit flüchten kann ein gewisses Maß an Sicherheit um mich überhaupt auf die Situation einstellen zu können. Falls es dann doch zu viele Menschen um mich sein sollten kann ich jederzeit flüchten. Oder aber falls ich einmal wieder damit beschäftigt bin die negativen Gedanken der anderen aufzusaugen um deren Stimmung oben zu halten, kann ich jederzeit mit all dem Negativen flüchten.
Um das zu verstehen muss ich ein wenig ausholen, aber ich denke, dass die Wichtigkeit die das Fahrzeug für mich darstellt bereits einigermaßen zu verstehen ist so dass ich mich den negativen Einflüssen auf Veranstaltungen eingehen kann.
Es war auf einer Wohnungseinweihungsfeier einer Freundin (ihre Tochter ist mit meinem Sohn zur Schule gegangen). Eine der wenigen, die weiß, dass ich mich dort nicht wohl fühle und die, was in unserer Gesellschaft alles andere als typisch ist, sehr gut damit umzugehen weiß. Von ihr ist kein, komm doch, es wird mich so freuen (was lediglich einen frustrierten Besuch verursacht, der von mir gemacht wird um keine Schuldgefühle zu haben) zu hören. Sie bietet mit an zu kommen, allerding bietet sie mir im selben Moment an auch wieder zu gehen und stellt sicher, dass ich jederzeit die Möglichkeit habe zu flüchten und ist vor allem auch nicht gekränkt, wenn diese Flucht ohne Abschied ablaufen sollte. Diese Art von Verständnis wäre überall und von jedem gut, leider verstehen sehr wenige Menschen, dass unter ihnen auch Leute leben, die eben genau diese Fluchtmöglichkeit brauchen.
Um natürlich so entgegenkommend reagieren zu müssen, musste sie erst einmal erfahren, dass es so nötig für mich ist und auch, dass sich bei mir (auch nicht nachahmenswerte Versuche, das mit Alkohol zu kompensieren sind kläglich gescheitert, haben es sogar verschlimmert) die Laune genau entgegengesetzt zu der der anderen Anwesenden verhält. Im Laufe des Abends/Tages gibt ja meistens ein Wort das nächste, so dass sich die Laune (üblicherweise Freude) der Beteiligten nach und nach in einigermaßen gleicher Geschwindigkeit nach oben steigt. In etwa der gleichen Geschwindigkeit und Intensität verändert sich auch meine Laune. Leider in die genau andere Richtung, so dass ich in den ersten Momenten noch einigermaßen die gleiche Laune habe wie jeder Andere, sich dies aber mit zunehmender Zeit auch immer weiter voneinander trennt, so dass dann eine Flucht meinerseits notwendig wird.
Da die besagte Freundin spirituell nicht uninteressiert ist hat sie auch ausreichend Lektüre darüber zu Hause und lebt dies auch offen aus. Und in genau einem dieser Bücher hat sie eine Passage gelesen, die ihr enorm half, mich zu verstehen und mir bei Einladungen die Möglichkeit gibt, zu kommen und zu gehen wie immer ich es für notwendig halte. Leider ist mir weder das Buch noch der exakte Wortlaut mehr bekannt, aber inhaltlich war es in etwa so:
Seit jeher feiert die Menschheit Feste und ebenso lange gibt es auf diesen Festen jemanden, dessen Aufgabe es ist, die negativen Gedanken und Gefühle der Anderen aufzusaugen, so dass für den Rest ein unbeschwertes Feiern möglich ist.
Anscheinend habe ausgerechnet ich mich dazu berufen gefühlt, genau diese Person zu sein. Es gibt sicherlich schöneres, aber auch schlimmeres, viel schlimmeres. Vielleicht schaffe ich es auch mit genau dieser Offenheit hier, dass mehr Menschen verstehen, dass nicht jeder auf Kommando gut gelaunt und entspannt sein kann - und erst Recht nicht in Verbindung mit Alkohol. Denn genau diese Akzeptanz würde es jemandem, der entweder in der Masse versinkt oder aber auch darüber schwebt, die Möglichkeit geben bis zu einem noch einigermaßen angenehmen Level am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, aber sich auch jederzeit daraus zurückziehen zu können.
Wenn das geschieht (und ich hoffe, hiermit einen kleinen Beitrag zu mehr Toleranz und Akzeptanz zu schaffen) muss mein kleiner Franzose vielleicht in Zukunft mehr als Fortbewegungsmittel statt als Fluchtauto oder "beschützter Raum" herhalten.

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