Samstag, 16. August 2014

Volksfestzeit - Alkoholzeit

Es ist Sommer. Es gibt Volksfeste. Es wird gesoffen.

Fahrgeschäfte sind längst Nebensache, sobald man aus dem Kinderkarussellalter heraus gewachsen ist sind Volksfeste weniger interessant. Dafür werden sie es in zunehmendem Alter wieder Interessanter. Aber Achterbahnen und Riesenrad werden immer mehr zur Nebensache. Immerhin wird man ja zu Beginn der Feste von Oberbürgermeistern oder anderen Inhaber politischer Ämter das erste Fass angestochen um dann die Allgemeinheit zum Bierkonsum aufzurufen. Wichtiger als die angebotenen Fahrgeschäfte ist der Preis für den Liter Bier - Deutschland einig Säuferland.

Es wird geduldet, es wird genossen und hinterher wird gejammert. Über Kopfschmerzen, über verlorenes oder zuviel ausgegebenes Geld oder aber darüber, dass man Angst haben muss alleine nach Hause zu gehen, weil Betrunkene einfach unberechenbar sind oder aber darüber, dass Autospiegel kaputt gemacht wurden, Dekofiguren auf der Straße beschädigt wurden oder sogar über Körperverletzung. "Ich kann mich nicht erinnern - ich war wohl zu besoffen." Es ist auch klar, erst wird ein klar denkender Mensch dazu angeregt, etwas zu trinken (immerhin von Politikern durch Faßanstich oder "hol mir mal ne Flasche Bier" dann ist hinterher irgendetwas nicht in Ordnung und es war der böse Alkohol - der KEINESFALLS eine Einstiegsdroge ist. Immerhin ist er ja legal, also kommt das überhaupt nicht in Frage. Einstiegsdroge kann nur eine Droge, also etwas illegales sein, also nicht Alkohol. Der ist Genußmittel (das abhängig machen kann, eine Rauschwirkung hat und deutliche (vor allem negative) Auswirkungen auf die Koordination von Körper und Geist hat und Sachbeschädigungen, Beleidigungen oder sogar Körperverletzungen rechtfertigt.

Aber so hat es sich in unserem Land nun mal leider eingebürgert. Durch die Überbeschäftigung und Überbehütung der Kinder heutzutage ist es immer schwieriger für die jüngere Generation sich selbst Glücksgefühle zu verschaffen. Der künstliche Rausch und das dadurch erzielte künstliche Glück wird immer beliebter. Die Folgen daraus sind jedes Wochenende in diversen Zeitungen zu lesen.

Da findet man mehr als genug Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und vor einiger Zeit hat anscheinend jemand sein kleines Kind im Rausch als Pfand hinterlassen. Zwischen all den Meldungen über durch Alkohol verursachte Zwischenfälle findet man natürlich auch andere Rauschmittel. Allerdings in deutlich geringerer Anzahl an Meldungen. Und wenn Meldungen auftauchen, dann so spannende und aufregende Meldungen wie zum Beispiel, dass Zivilpolizisten jemanden gesehen haben der anscheinend an einem Joint gezogen hat und sich dann nachdem er entdeckt wurde lieber aus dem Staub gemacht hat. Eine Fahndung nach ihm war bisher meines Wissens nach erfolglos.

Wo leben wir eigentlich? In einer Gesellschaft, in der Polizeireviere immer mehr verfallen, weil die Gelder zur Renovierung nicht vorhanden sind und die Steuergelder verschwendet werden um junge Erwachsene, die nicht sinnlos saufen sondern sich ein Hobby suchen an diesem hindern, weil es zeitlich nicht satzungskonform ist und in der die Polizei Jagd auf jemanden macht, der sich anscheinend auch einen Rausch gönnen wollte ohne die alkoholbedingten Nebenwirkungen wie Aggression, Gewaltbereitschaft und .....

Dafür werden Steuergelder verschwendet, ebenso kostet die Verfolgung von Straftaten die unter Alkoholeinfluss stattgefunden haben den Steuerzahler auch Einiges. Davon abgesehen, dass nicht nur die Verfolgung Kosten verursacht, sondern auch die Beseitigung von zerbrochenen Flaschen, aus einer Alkohollaune heraus umgeworfener Möbel, Pflanzen oder Ähnlichem.

Der hier verfolgte Cannabisraucher (wenn er nicht nur ein "normaler" Raucher war, der einfach nicht richtig drehen kann) hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht randaliert oder gepöbelt. Für dergleichen wäre er wohl viel zu bequem gewesen. Vermutlich wäre er irgendwo gesessen, hätte die Umwelt genossen und schlimmstenfalls dümmlich  vor sich hin gegrinst. Aber das wird in unserem Land (ebenso wie die kurz angesprochene sportliche Betätigung) ja nicht gerne gesehen. Alkohol dafür schon. Immerhin sorgen Politiker dafür, dass der Nachschub fließt und die Laune (zumindest temporär) steigt.

Leider hat der Staat nicht begriffen, welche Möglichkeiten in der Legalisierung anderer Rauschmittel, allen voran Cannabis, liegt. Welche Möglichkeiten der Steuereinnahmen sich der Staat da durch die Lappen gehen lässt. Außerdem könnten Gärtnereien, deren Geschäft saison- und wetterbedingt ist und außerdem ein nicht zum Leben notwendiges Luxusgut darstellt, eine saisonunabhängige Einnahmequelle durch den Anbau von Cannabis schaffen.

Der Staat hätte die Möglichkeit diverse noch nicht existierende Steuern darauf zu schlagen, die wiederum dafür eingesetzt werden können um die Spuren des Alkohols zu beseitigen.

Da dies aber in unserem Land anscheinend ein dunkles Tuch bleibt, ist doch die einzig logische Folgerung daraus:

ALKOHOL IST EIN RAUSCHMITTEL UND MUSS ALS ILLEGAL DEKLARIERT WERDEN!!!!

Jedes andere Verhalten der Regierung wäre doch Augenwischerei, ein Rauschmittel, von dem mittlerweile ausreichend bekannt ist, dass es ohne Einwirken anderer Faktoren nicht tödlich wirkt, dessen Wirkung wesentlich gesellschaftsfähiger ist als die von Alkohol wird verboten und verfolgt während Wochenende für Wochenende die Zeitungen voller Meldungen über durch Alkohol hervorgerufene Ausschreitungen sind.

Und in der zur Zeit herrschenden Volksfestzeit mehr denn je.

PROST - auf ein mir absolut nicht verständliches Handeln unserer Regierung (darauf würde ich wesentlich lieber einen Rauchen als einen Trinken)


Dienstag, 24. Juni 2014

Der Drang zum Flüchten oder "Aller guten Dinge sind 3 - oder auch 4 ..." (wieder ein eher persönlicher Beitrag)

Der dritte Versuch - und ich bin gescheitert. Seit Wochen plagt mich mein linker Fuß und fast ebenso lange habe ich eine Überweisung zu einem Chirurgen. Und, obwohl es immer schlimmer wird, war ich noch immer nicht beim Chirurg.

Die meisten Chirurgen in der Umgebung vergeben keine Termine, man kommt, wartet und geht sobald man dran war. Genau das ist mein Problem. Menschen, viele wartende Menschen und das sogar schon eine Viertel Stunde vor der eigentlichen Sprechzeit.

Wahrscheinlich fragt sich jetzt der ein oder Andere, wo denn das Problem ist. Für die meisten Menschen ist es auch kein Problem - für mich ist es ein sehr großes Problem, das bereits bei der Fahrt zur Praxis beginnt. Je weiter ich vom sicheren Zuhause weg bin und mich der Praxis nähere, desto schneller beginnt mein Herz zu schlagen. Meine Hände werden schwitzig und sobald ich vor der Praxis und dem gut gefüllten Wartezimmer (heute war es besonders schlimm, da standen die Patienten bereits in Flur und Treppenhaus) werden meine Beine immer weicher und ich bringe es nicht fertig mich bis zur Anmeldung durchzukämpfen.

Also sitze ich wieder zu Hause, kann kaum Schuhe anziehen und hoffe, es beim nächsten Anlauf zu schaffen. Ich war ja noch nie ein gesellschaftsliebender Mensch, aber leider hat es sich in den letzten Jahren so verstärkt, dass ich nicht einmal mehr in der Lage bin, mich durch ein volles Wartezimmer zu kämpfen und somit nicht die nötige Behandlung zu bekommen.

Eigentlich schade und eigentlich auch dumm von mir - immerhin würden mir ja dann Beschwerden abgenommen werden aber anscheinend bin ich einfach noch nicht so weit. Immerhin bin ich mittlerweile in der Lage mich in der relativ anonymen Welt des Internet mitzuteilen. Irgendwann kommt dann auch der Moment, an dem ich ganz stolz vor der Rezeption stehe, mich anmelde und meine Beschwerden los werde.

Bis dahin übe ich täglich weiter, jeden Tag einen kleinen Schritt - irgendwann komme ich dahin wohin ich möchte.

Donnerstag, 19. Juni 2014

Kindheit heute und ... früher zu sagen lässt einen so alt wirken, also lieber ... vor der Smartphonezeit

Vor einigen Tagen habe ich einen Artikel gelesen, dass Grundschüler heutzutage so ausgeprägte motorische Schwächen aufweisen, dass das richtige Halten der Stifte und somit das Erlernen des Schreibens erschwert wird. Auch die Schreibschrift wird immer weniger genutzt, bzw haben immer mehr Schüler das Problem mit der geschwungenen Variante des Schreibens.

Dabei wurde doch die Schreibschrift vor noch gar nicht allzu langer Zeit von der lateinischen Ausgangsschrift in die vereinfachte Ausgangsschrift geändert. Dadurch sollte doch alles viel leichter werden, außer für die Eltern die genau zum Zeitpunkt der Änderung bereits ein Kind im schulpflichtigen Alter hatten und das zweite Kind dann eine ganz andere Schrift gelernt hat als das Erste.

Warum stellt sich dann über 10 Jahre nach der Einführung heraus, dass die Kinder immer weniger Schreiben können, bzw. ihnen nicht die Intelligenz sondern die motorischen Fähigkeiten fehlen?

Dass Kinder bis zum Schulalter zu immer weniger körperlicher Leistung in der Lage sind hat sich bereits vor über 30 Jahren abgespielt, als aufgefallen ist, dass immer weniger Kinder in der Lage waren Purzelbäume zu schlagen. Das klingt banal, war aber anscheinend ein wichtiger Schritt in eine Entwicklung, die dazu führt, dass Kinder zu immer weniger in der Lage sind, gleichzeitig aber immer mehr Fördermöglichkeiten geboten werden.

Ergotherapeuten dürften sich über diese Entwicklung wohl am Meisten freuen. Gab es sie vor 30 Jahren nur vereinzelt und eher für Menschen die durch Schlaganfall, Unfall oder Ähnliches eine eingeschränkte Motorik hatten, ist es heute normal, bereits im Kindergarten, spätestens in der ersten Klasse die Kinder an Ergotherapeuten, Logopäden und ähnliches zu verweisen um die Grundlagen für ein Gelingen der Schule und somit der weiteren Entwicklung zu schaffen.

Als ich mich öffentlich geäußert habe, dass mich diese Entwicklung nicht wundert, wenn Kinder heute bereits im jungen Alter vor Tablet, Fernseher und ähnliches geparkt werden, bekam ich gleich als Reaktion, dass sich Eltern heute sehr wohl um ihren Nachwuchs kümmern.

Ich möchte Eltern heute auch nicht verurteilen, dass sie sich zu wenig um ihren Nachwuchs kümmern. Sie kümmern sich zuviel. Sie nehmen Kindern die Möglichkeit selbst herauszufinden, wie man etwas macht. Es wird sich mit den Kindern hingesetzt und mit pädagogisch wertvollem Spielzeug das theoretisch nachempfunden, was Kinder draussen früher gelernt haben.

Es fehlt einfach die Möglichkeit, dass ein dreijähriges Mädchen stundenlang im Garten oder einer Wiese sitzt (ohne beschäftigt zu werden) und versucht aus Gänseblümchen eine Kette zu basteln. Oder dem fünfjährigen fehlt die Möglichkeit mit einem Taschenmesser zu hantieren und sich ein Spielzeug zu schnitzen oder auf Bäume zu klettern. Die Kleidung könnte ja schmutzig werden oder gar kaputt gehen. Das Kind könnte sich ja verletzten oder blaue Flecken bekommen.

ELTERN, DENKT AN EURE GRUNDSCHULZEIT! Gab es da auch nur einen einzigen Tag, an dem kein Kind aus der Klasse blaue Flecken oder Schürfwunden oder Schlimmeres hatte? Das waren Trophäen. Während sich heute Kinder an der Qualität der Smartphones und vor einigen Jahren an dem auf Spielkarten aufgedruckten Wert messen, bzw gemessen haben, hat sich die heutige Elterngeneration noch an der Größe der Wunden und deren Ursache gemessen. Ein blauer Fleck weil man mit dem Fahrrad gefallen ist war cool, aber ein aufgeschürfter Ellbogen weil man vom Baum gestürzt ist war noch viel cooler.

Kommt heute ein Kind mit blauen Flecken in die Schule oder den Kindergarten müssen die Eltern Angst haben, dass übereifrige Lehrer oder Kindergärtner gleich Kindesmisshandlung befürchten. Aber blaue Flecken sorgen doch erst für die richtige Entwicklung. Erst wenn ein Kind vom Baum fällt lernt es auch nach oben zu klettern und dann wiederum mit Stiften umzugehen. Schade nur, dass es in der heutigen Zeit von Überförderung der Kinder abgelöst wird und somit die Herausforderung, die der Nachwuchs benötigt vergessen.


Dafür hatte ich die schöne Erfahrung, einen jungen Mann kennenzulernen, der seine Kindheit auf Koh Samui verbracht hat, ohne die Förderung von Ergotherapeuten oder vorgefertigtem Förderspielzeug.
Er hat die beneidenswerten Fähigkeiten mit Hilfe eines kleinen Stöckchens, dass mit Steinen geschliffen wird Muscheln mit kleinen Löchern zu versehen, ohne dass diese kaputt gehen. Oder aber Blätter, die einem die Natur bietet auf dem Handrücken knallen zu lassen. Aber auch die Fähigkeit aus allem, was die Natur, bzw. Straßenabfälle (z.B. Blechdosen) hergibt, mithilfe in der Natur vorkommenden Befestigungsmöglichkeiten Spielzeuge, Autos, Flugzeuge zu bauen.

Ich hoffe und wünsche allen kleinen Erdenbürgern, die den Weg auf diese Welt finden, dass die Eltern in der Lage sind sich zurückzuerinnern und statt die Kinder mit Lernspielzeug zu überhäufen, diese in die Natur setzten und ihre eigenen Fähigkeiten erlernen lassen. Ansonsten wird sich wohl unsere Gesellschaft dahin verändern, dass jedes Kind erst einmal therapeutische Hilfe braucht um alltägliche Dinge meistern zu können.

Ein Armutszeugnis für unsere moderne Welt - modern und pädagogisch wertvoll ist einfach nicht alles. Raus gehen und einfach machen, das sollte unsere Zukunft sein.

(Erfreulicherweise gibt es auch junge Menschen, die auch im jugendlichen, bzw jungen Erwachsenenalter noch bereit sind, sich mit dem was die Natur bietet auseinanderzusetzen und versuchen mit ganz natürlichen Dingen das wieder in Ordnung zu bringen das Andere aus purer Langeweile und Unfähigkeit sich sinnvoll draussen zu beschäftigen, zerstört haben)

Donnerstag, 8. Mai 2014

Mir gehts normal

Wie meistens wollte ich eigentlich etwas anderes schreiben, aber das mit dem Vorschreiben, Kontrolllesen und ins Reine schreiben lass ich lieber. Mir liegt es einfach mehr darauf los zu schreiben und darauf zu vertrauen, dass etwas vernünftiges dabei raus kommt. Die angekündigten Themen werden auch noch kommen. Und voraussichtlich wird es sich bei 1 bis 2 Posts pro Woche einpendeln.

Aber heute möchte ich unbedingt etwas los werden. Ich habe heute, ein paar Tage nachdem es ihm nicht gut ging, einem Freund eine Nachricht geschickt mit der Frage wie es ihm denn jetzt geht. Die Antwort, die ich erhalten habe hat mich sehr gefreut. Nicht weil es ihm gut geht, ihm geht es auch nicht schlecht. Seine Antwort war, ihm geht es normal.

Wer mich nicht kennt wundert sich jetzt, wer mich besser kennt weiß, dass bei mir etwas zwischen gut und schlecht sein muss, zwischen schwarz und weiß befindet sich ja auch grau, genauso wie sich zwischen schön und hässlich das breite Mittelmaß der Normalität befindet.

Warum muss man daher auf die Frage wie es einem geht mit gut oder schlecht antworten? Wenn man gerade keinen Grund zur Freude hat, aber auch nicht genug Grund da ist, dass es einem schlecht geht, wie geht es einem dann?

Wenn man klein ist, lernen einem die Eltern, dass man nicht lügen soll, kaum hat man das begriffen wird einem beigebracht, dass man auf die Frage nach dem Wohlbefinden mit gut oder schlecht antwortet. In über 90 % der Fälle in denen ich bisher gefragt wurde musste ich sowohl mit gut aber auch mit schlecht lügen. Daher sehe ich mittlerweile nicht mehr ein, eines von beiden zu antworten. Meist ist der oder die fragende Gegenüber ziemlich perplex, wenn er/sie die Antwort normal erhält und es benötigt einigen Erklärungsbedarf. Aber warum soll ich meinem Gesprächspartner etwas vorlügen? Mir geht es normal, nicht mehr und auch nicht weniger.

Seit ich bewusst denken und mich erinnern kann, wird mir mindestens 4 mal in der Woche vorgehalten, ich soll nicht so böse schauen. ICH SCHAUE NICHT BÖSE! Meine Mundwinkel haben nur keine Lust sich nach oben zu bewegen. Wenn man sich die Mühe macht nachzurechnen (oder den Taschenrechner zu bitten das zu erledigen) kommt man dabei auf sage und schreibe 6864 mal, dass ich mich in meinem Leben dafür rechtfertigen musste, warum ich denn böse schaue, obwohl ich das nicht getan habe.

In der Zwischenzeit legt sich das aber noch immer muss ich Menschen darüber aufklären, dass es doch etwas zwischen gut und schlecht geben muss und genau das bei mir der Fall ist.

Vielleicht erreiche ich hiermit, noch weniger nach gut oder schlecht gefragt zu werden und höchstwahrscheinlich werde ich mit normal antworten, so wie es mein Freund heute getan hat. Obwohl, gerade heute ist eine leichte Tendenz zu gut da (aber nur leicht, die kann man unter den Tisch kehren)

Samstag, 3. Mai 2014

Verwöhnte Einzelkinder und Mutter und Vater in Personalunion

Gut Ding will Weile haben, also habe ich diese auch gegönnt. Außerdem wird dieser und die nächsten Posts nicht, wie für mich typisch, direkt geschrieben und ungelesen gepostet sondern geschrieben, korrekturgelesen und dann erst formatiert gepostet. Bin selbst schon gespannt ob ich, wie zu Schulzeiten, beim Korrekturlesen Fehler einbaue, die vorher nicht da waren.

Schulzeit ist ein gutes Stichwort, denn unter anderem darüber möchte ich etwas los werden, auch über die Wichtigkeit des Schulweges, warum ich vermeintlich böse und kriminelle Jugendliche durchaus verstehen kann und meine Sicht auf „verwöhnte Einzelkinder“, die heute anders, aber deutlich mehr verwöhnt werden als zu meiner Jugend. Warscheinlich liegt das aber auch daran, dass es immer weniger Geschwisterkinder gibt.

Warum ich finde, dass Eltern trotz extremer Bemühungen, oder genau wegen dieser Bemühungen manchmal schlechte Vorbilder sind will ich heute loswerden.

Ein ganz offensichtliches Beispiel habe ich kürzlich beim Einkaufen erlebt, als ich beim Betreten des Supermarktes von einer laut kreischenden Frauenstimme mit den Worten „Habt ihr den A*** offen?!!!?!!!??!!!“ begrüßt wurde.
Die vermeintlichen Blödsinn machenden Freunde, die ich nach diesen Worten erwartete entpuppten sich dann als zwei Kinder im Grundschulalter, von denen der Größere sogar die Idee äußerte, vielleicht ADHS (ich kann es einfach nicht mehr hören) habe und deshalb die Mama so nerve. Von ihr wurde das ebenso kreischend abgewehrt wie die vorher genannte Aussage.

Das dieses Verhalten nicht unbedingt ruhige und ausgeglichene Kinder hervorbringt ist, denke ich, für Jeden nachvollziehbar. Weniger leicht erkennbar ist, dass das übereifrige Bemühen, seinen Kindern alles zu erleichtern nicht unbedingt gut tun um aus einem Kind einen selbstbestimmten jungen Erwachsenen werden zu lassen ist vielleicht schon schwieriger zu erkennen.

Immer mehr Eltern versuchen, vielleicht aus eigener schlechter Erinnerung oder um ihrem Kind etwas besonderes zukommen zu lassen, dafür zu sorgen, dass es auf keinen Fall einem anderen Kind gegenüber benachteiligt, wobei auch skurille Forderungen gestellt werden, wie das Ermöglichen eines Pferdes für sein Kind, wenn doch anderen Kindern und Jugendlichen eine Sport- und Spaßfläche ermöglicht wird. Trotz weniger Geburten und somit weniger Kindern wird für möglichst kurze Schulwege, Bustransfer im Gemeindebereich und vieles mehr gekämpft.

Dabei wird nicht bedacht, dass nicht alles, das uns in unserer eigenen Kindheit genervt hat wirklich schlecht war. Gerade was den Schulweg betrifft, habe ich erst als Mutter gelernt wie wichtig dieser eigentlich ist. Kinder und Jugendliche heute haben also viel weniger Bedarf als früher selbst für etwas zu kämpfen, da die Eltern das für sie übernehmen. Aber kann das gut sein für sein späteres Leben, wenn man selbst nicht die Möglichkeit hatte, sich etwas erkämpfen zu müssen oder auch einmal selbst den schwierigeren Weg wählen zu müssen?

Ein anderes, in der heutigen Gesellschaft vermehrt anzutreffendes Beispiel für zu gut gemeinte Erziehung ist, fehlende Familienmitglieder, besonders Elternteile ersetzen zu müssen. Zwar hört man häufig von anderen Alleinerziehenden, dass sie Vater und Mutter gleichzeitig sein müssen, aber in der Realität wird der fehlende Elternteil häufig durch übertriebene Fürsorge oder sogar übertriebenes Verwöhnen, vielleicht aus einem Schuldgefühl heraus. Aber genau das ist es doch, was das Kind nicht braucht.


Wenn ein Kind oder Jugendlicher zum Beispiel nur von der Mutter erzogen wird, ersetzt diese den fehlenden Vater doch nicht dadurch, dass der Sohn/die Tochter ständig ein neues Fahrrad, Skateboard, Spielekonsole oder ähnliches erhält. Ersetzen kann man den fehlenden Elternteil doch eher dadurch, dass man die eigene Rolle verlässt und sich wagt, einmal eine andere Rolle beim Erziehen einzunehmen. Das kann mit so einfachen Mitteln geschehen. Einfach einmal, statt Neues heranzuschaffen die vorhandenen Möglichkeiten zusammen mit dem Kind nutzen. Statt diejenige zu sein, die fürs Trösten zuständig ist, auch einmal wild sein, mit toben oder zum Fahrradmechaniker werden. Genau das ist es doch, was Kinder von Alleinerziehenden fehlt und nicht jemand, der Charakter durch Geschenke ersetzt, die wiederum den fehlenden Charakter benötigen würden.

Nach einem Sturz des Kindes beim Spielen einfach mal nicht nur die Person zu sein, die tröstet und die Wunde verpflastert, sondern die Person sein, die sagt, dass das nur halb so wild ist und erneute Versuche unterstützt. Sicher ist das ein Lernprozess der nicht jedem leicht fällt. Aber es ist deutlich günstiger als materieller Überfluss und bringt dem Nachwuchs viel mehr, als jemand zu sein, der sich selbst nie bemühen musste um etwas zu erreichen und somit den kleinen Kämpfern ,die mit zerschrammten Knien aufs Rad gesetzt und angetrieben wurden weiterzumachen, im späteren und vor allem beruflichen Leben häufig unterlegen zu sein.

Donnerstag, 1. Mai 2014

Mit 66 Jahren, ...

Die eigentliche Personengruppe, die ich heute berücksichtigen wollte ist ein wenig jünger, als die, denen ich mich tatsächlich widme. Aber aus aktuellem Anlass widme ich mich denen, die mehr Energie haben als jeder Berufstätige ab 40 und das gepaart mit viel zu viel Freizeit und somit keinem Zeitgefühl mehr. Rentner (im speziellen Fall kommt auch noch viel zu viel ungenutzte Energie dazu).

Wer kennt das nicht? Es ist Mittags, man möchte nur schnell im Supermarkt einen kleinen Imbiss und etwas zu trinken besorgen und dann ....
Zwischen Schülern, die sich ebenso in einer viel zu kurzen Mittagspause versorgen müssen stehen an den Kassen Rentner - und nicht gerade wenige. Jedesmal fragt man sich aufs Neue, warum diese denn nicht zu einem anderen Zeitpunkt einkaufen können anstatt den Berufstätigen und Schülern die Mittagspause zu versauen.

Auch Feiertage und Wochenenden stellen keine Freizeiten mehr da, Freizeit ist schließlich ständig. Da ich mit meinem Sohn im Haus meiner Eltern lebe, bekomme ich das natürlich tagtäglich mit und da die Familie schließlich zusammenhält heißt das auch für mich, immer und jederzeit wenn einem etwas einfällt, das zu tun ist muss das gemacht werden.

Nachdem bereits gestern Vormittag alles bei mir liegen bleiben musste, weil farblich passende aber nur in falscher Größe erhältliche Mückenschutzrahmen passend gemacht werden musste. Einer davon war auch noch falsch zusammengestückelt, so dass er im ersten Moment unbrauchbar war und auch die Gaze, die ja den Mückenschutz bieten soll nicht die richtige Größe hatte.

Heute morgen, am 1. Mai gegen 9.20 Uhr erfuhr ich durch unüberhörbares Hämmern, dass bereits neue Gaze im Haus ist und meine Mutter im Bademantel am Frühstückstisch versuche den noch leeren Rahmen zu bespannen. Also habe ich (schließlich hält die Familie ja zusammen) trotz noch fehlendem Frühstück mitgeholfen, in der Annahme, dass mit dem Bespannen des einen, fertigen Rahmens die Arbeit vollendet ist und ich frühstücken kann, leider war dem nicht so.

Noch immer in Bademantel fällt ihr ein, dass wir gerade am Arbeiten sind und somit gleich den zweiten, falsch zusammengesetzten Rahmen zerlegen und neu Zuschneiden (Metall) zusammenbauen, befestigen und bespannen können. Gut, dass mein Sohn das Frühstück sowieso verschlafen hat, pünktlich zum Mittagessen vorbereiten war ich dann wieder oben, wurde aber nach einer Weile wieder von meiner Mutter (mittlerweile fertig gemacht) angerufen, ob ich noch wisse, wie der Mückenschutz in der Toilette zu entfernen ist (eigentlich gar nicht mehr, da die Halterungen nicht wirklich auf den kleinen Fensterrahmen gepasst haben und ein Entfernen bzw wieder Einbauen nur mit Mühe und nur von außen möglich ist) und kurz darauf Entwarnung, sie hat es geschafft.

Den Wiedereinbau allerdings nicht. Den durfte ich von einer Leiter (zum Glück wohnen sie im Hochparterre) aus von außen erledigen, was nicht ohne Folgen blieb und eines der Befestigungsteile leicht gebrochen ist.

Den Bau eines identischen Rahmens wie in der Toilette für das Schlafzimmer (unter dessen Fenster sich eine Kellertreppe befindet) konnte ich ihr zum Glück ausreden sonst würde ich jetzt über der Treppe hängen und versuchen irgendwie den Rahmen in 4 außen am Fensterrahmen festgeschraubte Halterungen zu stecken.

Irgendwie hat doch jede Generation ihre Eigenheiten, aber im Grunde, ist die der Rentner doch viel anstrengender als die der Teenager.

In diesem Sinne noch einen schönen Restfeiertag und ich werde jetzt den Rest Sonne für heute genießen und zwar draußen, ohne störendes Mückenschutzgitter.

Fortsetzung meiner Beobachtungen über das Heranwachsen junger Menschen

Eigentlich hatte ich vor, in diesem Blog zu schreiben was mir gerade auf der Seele brennt oder mich aktuell zum Nachdenken bringt. Allerdings möchte ich den letzten Post nicht offen lassen, da er nur einen kleinen Teil von dem anschneidet, was ich wahrnehme, versuche umzusetzen und versuche, einzelne Bausteine zu einer Lösung zusammenzusetzen. Aus diesem Grund habe ich eine kleine, gedankliche Pause eingelegt um mich in den nächsten Posts ein wenig mehr mit dem Zusammenleben junger Menschen mit reiferen Menschen, dem verzweifelten Versuch das Schulsystem umzukrempeln und den vermeintlich bösen Jugendlichen zu beschäftigen.

Da es sich dabei um Texte handeln wird, die entgegen meiner eigentlichen Schreibweise nicht intuitiv verfasst werden, kann es sein, dass sie unregelmäßig zu lesen sein werden. Aber sogar bei der noch überschaubaren Anzahl an Lesern ist bereits meine durchaus ab und zu kontroverse Sichtweise zum Vorschein gekommen, so dass ich bemüht sein werde, meine für mich schlüssige Wahrnehmung so zu formulieren und mit Hintergründen zu versehen, dass es für jeden verständlich und nachvollziehbar wird.

Selbst für mich wird diese Art des Schreibens ungewohnt sein und muss wohlüberlegt formuliert werden um Mißverständnisse auszuräumen, so dass ich mir die Zeit nehmen werde, die mir als richtig erscheint.
Danach oder auch zwischendrin wird es weiterhin Posts geben, die Wiederspiegeln, worüber sich gerade meine Gedanken drehen.

Wie die nächsten Posts aussehen werden, welche Themen ich mir aussuche um sie genauer zu vertiefen, wird auch für mich spannend werden, daher werde ich erst einmal offline versuchen, alle Eindrücke, Bilder in meinem Kopf und was sonst noch wichtig ist, zu sammeln, zu ordnen um sie am Ende zu einem hoffentlich angenehmen Text zu verfassen.

Zwischendrin werde ich versuchen, mir die Zeit zu  nehmen hier etwas "aufzuräumen", die Formatierungen anzupassen, irgendwie herausfinden, wie man einen Newsletter einführt und mir Mühe geben, das hier als angenehm zu lesenden Blog zu gestalten.

Dienstag, 29. April 2014

Respekt, Altaaaa - oder die Jugend von heute

Die Überschrift alleine ist sicherlich für dein Ein oder Anderen ein Aufreger. Und nein, ich habe nichts gegen die Jugend von heute. Ich kenne Etliche und würde für einige von ihnen die Hand ins Feuer legen. Es sind allesamt wirklich nette Jugendliche. Aber dennoch ist die Jugend einen Aufreger wert.

Es wird geschimpft und gemeckert über die Jugend von heute. Allerdings wurde das auch über meine Jugend. Techno hören und in Diskos gehen (allerdings gehörte ich nicht zur Techno sondern zur Grunge-Jugend, was es für die reifere Generation nicht weniger schlimm gemacht hat. Aber auch meine Eltern waren eine schlimme Jugend, laute Musik hören und mit Miniröcken mit eingenähten Höschen rumlaufen, weil jeder darunter sehen konnte. Der Ärger der jeweiligen Zeit wird anscheinend immer auf die Jugend übertragen, die als Sündenbock herhalten muss.

Dennoch fällt mir immer öfter auf, dass Werte, allen voran der ständig überall gerufene Respekt nach und nach verloren gehen. Die Schuld möchte ich keinesfalls den Jugendlichen, bei denen es besonders auffällt geben. Sie sind nur der Spiegel der Gesellschaft, einer Gesellschaft, die sie geformt hat; durch Erziehung der Eltern, Wohngegend, dem Einfluss von Menschen aus der Umgebung und den Möglichkeiten mit denen man heute aufwächst.

Dass 10 Leute beisammen sitzen, die sich nicht unterhalten, weil jede(r) von ihnen in sein Smartphone blickt und gleichzeitig mit 10 weiteren Freunden Kontakt hält wirkt sicher auf den Einen oder Anderen befremdlich. Zu unserer Zeit hat es das nicht gegeben, dafür haben wir, Sony sei dank, begonnen unsere Ohren vor der Gesellschaft zu verstecken und waren mit Walkman unterwegs.

Aber auch wenn jetzt klar sein sollte, dass ich nicht zu denen gehöre, die die Jugend generell verteufelt, so muss ich dennoch einiges los werden. Immerhin hat sich das Benehmen und Verhalten zu dem früherer Jugendlicher geändert. Natürlich kommt die heutige Generation auf die Welt und beschließt, wir sind anders, wir sind unfreundlicher oder ähnliches. Dank der Möglichkeiten des Internets und vor allem des mobilen Internets leben Jugendliche heute definitiv anders als früher. Vielleicht gehen gerade durch den Mangel an gewollten oder ungewollten persönlichen Kontakten einige wichtige gesellschaftliche Regeln verloren, aber genau da sollte die Generation, die jetzt schimpft, zum Zug kommen und dafür Sorge tragen, dass das nicht verloren geht.

Doch auch für die Erziehung werden heute andere Maßstäbe gesetzt, so dass die Werte, die einem das Leben lebenswert und angenehm gestalten sollten einfach nicht bei der heutigen Jugend- und Kindergeneration einfach verloren geht.

Mittlerweile werden Kinder, kaum können sie laufen in Krabbelgruppen gesteckt, zum Kinderschwimmen und zur musischen Früherziehung geschleppt. Darauf folgen Musikunterricht und Sportvereine oder -kurse. Zeit für die eigentliche Erziehung und vor allem die Selbsterziehung, die unter anderem den Umgang untereinander lehrt bleibt kaum noch Zeit. Wenn wir noch nach der Schule oder den Hausaufgaben nach draussen gegangen sind und irgendwo jemanden zum Beschäftigen gefunden haben müssen bereits Grundschüler heute Termine 3 Wochen später vereinbaren weil der Terminkalender keinen früheren Termin hergibt.

Zu Zeiten in denen man noch draussen gespielt hat und sich zu beschäftigen gewusst hat, wurde man unfreiwillig auf genau solche Situationen aufmerksam, die einem den nötigen Respekt und die Achtung vor Anderen aufmerksam und konnte diese lernen. Heutzutage sind Kinder fast rund um die Uhr versorgt, bespaßt oder behütet, so dass keine Berührungspunkte mehr entstehen, die einem diese Art der Erziehung zukommen lassen.

Dadurch, dass sich unser Leben viel in der Gesellschaft abgespielt hat, haben wir mitbekommen, dass sich ältere Mitmenschen beim Verrichten der einfachsten Dinge schwerer tun als Jüngere. Durch diese Beobachtungen und Begegnungen musste uns niemand erklären, dass man im Bus ältere Menschen hinsetzen lässt, man hat er erlebt und gelernt. Dieses Erleben und Erlernen wird der heutigen jungen Generation durch die vielen Termine und Verpflichtungen genommen, was zur Folge hat, dass z.B. selbst ein Schulrucksack einen eigenen Sitzplatz im Bus braucht, während daneben eine reifere Person verzweifelt versucht irgendwie Halt am Stehplatz zu bekommen.

Und irgendwann kommt dann mit zunehmendem Alter der Zeitpunkt, an dem man keine Lust mehr auf das hat, dass einem die Eltern vorschreiben und man sich loslöst. Man befreit sich aus den gut gemeinten Terminen, Vereinen und ähnlichem, mit dem die Elten eine flächendeckende Betreuung und Verhinderung von Langeweile sichergestellt haben. Dann steht man da, in einer realen Welt, die man nur aus TV und Internet kennt und muss sich zurechtfinden. Mit der Zeit, die man ab dem Zeitpunkt des Loslösens hat, mit sich selbst und der Gesellschaft da draussen.

Da steht man dann und hat keine App, die einem sagt, 10 Meter vor einem auf der linken Seite befindet sich eine ältere Person, die Hilfe gebrauchen könnte. Bei dem Verspäteten die-Welt-entdecken ist mittlerweile leider kein Platz mehr auch noch so etwas zu entdecken. Auch wie man sich alleine beschäftigt, konnte nie erlernt werden, was zur Folge hat, dass man sich irgendwo alleine oder mit ebenso groß gewordenen Freunden hinsetzt und nichts, einfach gar nichts mit sich anzufangen weiß.

Dass genau das dazu führen kann, dass man vor lauter Langeweile zu Gewalttätigkeiten, Diebstählen oder sinnlosen Saufereien getrieben wird ist daher nur allzu nachvollziehbar.

Nein, ich möchte nicht die Jugend schlecht machen, sie ist nicht schlechter als zu meiner Jugendzeit oder sogar zu der meiner Eltern, ich möchte die Elterngeneration wachrütteln, ihren Kindern doch die Möglichkeit zu geben, das reale Leben frühzeitig kennenzulernen, damit Selbstverständlichkeiten wie Hilfsbereitschaft, Respekt voreinander und vor dem Alter und Ähnliches nicht erst in die Kinder und Jugendlichen hineingeprügelt werden muss, sondern sie die Möglichkeit haben es draussen, untereinander zu lernen.


Montag, 28. April 2014

Mein Tick - dein Tick (oder das Semmel-Phänomen)

Manche Menschen gibt es, die müssen zu ihren Macken stehen als wären sie eine Krankheit. Vielleicht sind sie es auch. Auffällig ist es, wenn jemand ständig nach irgendeiner Berührung Hände waschen geht oder auch der "Putzfimmel" ist ein Tick, der der Umwelt nicht verborgen bleibt.

Aber hat nicht eigentlich jeder Mensch mindestens einen "Tick"? Nur steht nicht jeder dazu, fordert aber eine Rechtfertigung von denen, deren Ticks ausgeprägter sind. Mit Sicherheit wird gerade irgendwo auf der Welt jemand von einem Mitmenschen schief angesehen, weil er etwas unerwartetes macht, oder einfach eine bestimmte Handlung wiederholt. Dafür muss er sich seltsame Blicke gefallen lassen und niemals würde es dem seltsam blickenden Beobachter einfallen, selbst nicht besser zu sein. Nicht einmal dann, wenn er das Haus betritt und erst einmal seinen Schlüssel exakt gerade ans Schlüsselbord hängen muss, weil ein schief hängender Schlüssel nicht in Ordnung ist.

Wieso verlangen wir Menschen, dass sich einige offenbaren, ihre Schwächen zugeben oder sogar öffentlich machen obwohl jeder von uns, aber wirklich ausnahmslos jeder, ähnliche Schwächen in anderer Form hat?
Man steht da, schüttelt den Kopf über jemanden, der versucht, beim Gehen keine einzige Fuge zwischen den Pflastersteinen zu berühren, holt sich seinen Coffee to go, rührt ihn zwei mal nach rechts und einmal nach links um, vergewissert sich, dass die Deckelöffnung genau über dem Logo des Bechers sitzt und würde niemals darauf kommen, dass das eben vollzogene Ritual nichts anderes ist, als das eben Gesehene.

Warum sehen Menschen gerne, was an Anderen vielleicht nicht stimmen könnte, weigern sich aber die eigenen Makel zu sehen, die nicht im Spiegelbild zu erkennen sind.
Gebt mir eine belegte Semmel (Brötchen für Nicht-Bayern) und ich bin gar nicht mehr in der Lage auf andere Menschen und deren vermeitliche Eigenheiten zu achten. Vielmehr bin ich damit beschäftigt die obere und untere Semmelhälfte so lange hin und her zu drehen, bis sie auch wirklich genau aufeinander passen und wehe, die Semmel wurde in einer Bäckerei oder Metzgerei in Massenabfertigung belegt, so dass die beiden Teile nicht zusammenpassen. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie man dann überhaupt in eine Semmel beißen kann.

Eltern, besonders Mütter neigen gerne dazu die nicht ordentlich an ihrem Platz liegenden Haare des Nachwuchses mit einem Klecks Spucke zu bändigen (auch wenn sie es von den eigenen Eltern gehasst haben, es wird dennoch gemacht). Wieder Andere können das Haus erst verlassen, wenn wirklich alles ordentlich und glatt am Körper ist - und wehe, ein Band aus der Kaputze ist länger als das Andere.

Auch wenn das hier noch nicht viele Leute lesen, denkt doch bitte nach, bevor ihr schaut oder verurteilt - jeder, aber wirklich ausnahmslos jeder hat seine eigenen Macken um die es sich zu kümmern gilt, bevor auch nur ein einziger, kleiner Blick auf jemanden geworfen wird, bei dem sie vielleicht etwas auffälliger ausfallen.

Sonntag, 27. April 2014

Die Wichtigkeit der Mobilität

Nach einem faulen Freitag (ein Ereignis am Morgen hat mich mal wieder aus der Bahn geworfen und mir somit die Energie geraubt irgendetwas sinnvolles zustande zu bringen) und einem Wochenendsamstag melde ich mich jetzt mit dem Thema zu Wort, dass man noch kennen, wissen muss wenn man mich verstehen will, oder es zumindest versucht.
Immerhin bin ich um jeden Versuch und mein nicht immer jedem einleuchtendes Verhalten zu verstehen sehr dankbar. Damit das auch gelingt und man mich versteht sind die letzten und auch dieser Post nicht über die Gesellschaft, wie ich sie wahr nehme sondern über mich und meine Eigenheiten. Und genau zu diesen gehört mein kleiner Franzose (ein kleiner, wenn er nicht gerade schmutzig ist weißer Peugeot), der für mich Fahrzeug, Wohnzimmer mit Aussicht, Papamobil (oder auch Kapsel in der ich vor der Umwelt geschützt an der Außenwelt teilnehmen kann - dazu hoffe ich noch irgendwann einmal auf einen Gastkommentar oder zumindest Kommentar, derjenige weiß wer gemeint ist) und vor allem Fluchtauto.

Bevor man mich jetzt für einen Verbrecher halten könnte - ich muss nicht vor der Polizei oder ähnlichen staatlichen Organen flüchten, sondern vor der Gesellschaft, vor meiner Laune, vor dir und dir und vielleicht auch dir.
Manchmal (oder eher öfter) ziehe ich mich auch darin zurück, an den Waldrand, zum Sonnenuntergang betrachten oder ähnliches weil ich es einfach genießen kann, ein Stück über den anderen zu stehen und auf sie runter zu blicken und das geschützt in meinem Auto (meiner Kapsel) und alle Ängste die einfach ständig präsent sind bleiben draussen.

Es bietet mir auch die Möglichkeit, nicht über sondern mitten im Geschehen zu sein, die Gesellschaft aus der großen Menge heraus wahr zu nehmen ohne aktiv daran beteiligt zu sein und natürlich komme ich damit genau dort hin oder zur Arbeitsstelle, zum Einkaufen oder ähnlichem.
                                       Sonnenuntergang vom"mobilen Wohnzimmer-Rückzugsort aus"


Aber ein ganz wichtiger Punkt ist das Fluchtauto. Eine Fahrgemeinschaft zu irgendeinem Treffen, Fest oder Arbeitsstelle ist für mich absolut unmöglich. Um einigermaßen entspannt sein zu können muss einfach ein Fluchtauto in Reichweite stehen. Um überhaupt eine Veranstaltung, oder ähnliches Besuchen zu können, bietet mir nur das Wissen, dass ich jederzeit flüchten kann ein gewisses Maß an Sicherheit um mich überhaupt auf die Situation einstellen zu können. Falls es dann doch zu viele Menschen um mich sein sollten kann ich jederzeit flüchten. Oder aber falls ich einmal wieder damit beschäftigt bin die negativen Gedanken der anderen aufzusaugen um deren Stimmung oben zu halten, kann ich jederzeit mit all dem Negativen flüchten.

Um das zu verstehen muss ich ein wenig ausholen, aber ich denke, dass die Wichtigkeit die das Fahrzeug für mich darstellt bereits einigermaßen zu verstehen ist so dass ich mich den negativen Einflüssen auf Veranstaltungen eingehen kann.
Es war auf einer Wohnungseinweihungsfeier einer Freundin (ihre Tochter ist mit meinem Sohn zur Schule gegangen). Eine der wenigen, die weiß, dass ich mich dort nicht wohl fühle und die, was in unserer Gesellschaft alles andere als typisch ist, sehr gut damit umzugehen weiß. Von ihr ist kein, komm doch, es wird mich so freuen (was lediglich einen frustrierten Besuch verursacht, der von mir gemacht wird um keine Schuldgefühle zu haben) zu hören. Sie bietet mit an zu kommen, allerding bietet sie mir im selben Moment an auch wieder zu gehen und stellt sicher, dass ich jederzeit die Möglichkeit habe zu flüchten und ist vor allem auch nicht gekränkt, wenn diese Flucht ohne Abschied ablaufen sollte. Diese Art von Verständnis wäre überall und von jedem gut, leider verstehen sehr wenige Menschen, dass unter ihnen auch Leute leben, die eben genau diese Fluchtmöglichkeit brauchen.

Um natürlich so entgegenkommend reagieren zu müssen, musste sie erst einmal erfahren, dass es so nötig für mich ist und auch, dass sich bei mir (auch nicht nachahmenswerte Versuche, das mit Alkohol zu kompensieren sind kläglich gescheitert, haben es sogar verschlimmert) die Laune genau entgegengesetzt zu der der anderen Anwesenden verhält. Im Laufe des Abends/Tages gibt ja meistens ein Wort das nächste, so dass sich die Laune (üblicherweise Freude) der Beteiligten nach und nach in einigermaßen gleicher Geschwindigkeit nach oben steigt. In etwa der gleichen Geschwindigkeit und Intensität verändert sich auch meine Laune. Leider in die genau andere Richtung, so dass ich in den ersten Momenten noch einigermaßen die gleiche Laune habe wie jeder Andere, sich dies aber mit zunehmender Zeit auch immer weiter voneinander trennt, so dass dann eine Flucht meinerseits notwendig wird.

Da die besagte Freundin spirituell nicht uninteressiert ist hat sie auch ausreichend Lektüre darüber zu Hause und lebt dies auch offen aus. Und in genau einem dieser Bücher hat sie eine Passage gelesen, die ihr enorm half, mich zu verstehen und mir bei Einladungen die Möglichkeit gibt, zu kommen und zu gehen wie immer ich es für notwendig halte. Leider ist mir weder das Buch noch der exakte Wortlaut mehr bekannt, aber inhaltlich war es in etwa so:

Seit jeher feiert die Menschheit Feste und ebenso lange gibt es auf diesen Festen jemanden, dessen Aufgabe es ist, die negativen Gedanken und Gefühle der Anderen aufzusaugen, so dass für den Rest ein unbeschwertes Feiern möglich ist.

Anscheinend habe ausgerechnet ich mich dazu berufen gefühlt, genau diese Person zu sein. Es gibt sicherlich schöneres, aber auch schlimmeres, viel schlimmeres. Vielleicht schaffe ich es auch mit genau dieser Offenheit hier, dass mehr Menschen verstehen, dass nicht jeder auf Kommando gut gelaunt und entspannt sein kann - und erst Recht nicht in Verbindung mit Alkohol. Denn genau diese Akzeptanz würde es jemandem, der entweder in der Masse versinkt oder aber auch darüber schwebt, die Möglichkeit geben bis zu einem noch einigermaßen angenehmen Level am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, aber sich auch jederzeit daraus zurückziehen zu können.

Wenn das geschieht (und ich hoffe, hiermit einen kleinen Beitrag zu mehr Toleranz und Akzeptanz zu schaffen) muss mein kleiner Franzose vielleicht in Zukunft mehr als Fortbewegungsmittel statt als Fluchtauto oder "beschützter Raum" herhalten.

Donnerstag, 24. April 2014

Schau de Leid doch ins Gsicht, ...

Mal wieder wird mein ganzer Plan umgeschmissen, noch immer erfährt man hier nicht, was für ein Problem ich mit Semmeln (Brötchen für die Nicht-bayern) habe und warum mein Auto so wichtig ist. Eigentlich wollte ich darüber schreiben, weil es mich heute, wie im vorangegangenen Post erkennbar war, im Stich gelassen hat, aber manchmal kommt es eben anders.

Und genauso kam es gestern. Es gibt für mich einen Ort, an dem ich mich sogar mitten in Gesellschaft wohl fühle, obwohl ich so gar nicht dazu passe. Der Skatepark. Zwischen Skatern und BMXern reicht es da zu sein um dabei zu sein. Dieses dabei, dass ich fast mein gesamtes Leben gesucht habe. Und dafür muss man sich nicht einmal besonders viel aktiv beteiligen. Aber jetzt verliere ich mich schon wieder in Nebensächlichkeiten. Eigentlich ging es darum, dass sich gegen Abend jemand verletzt hat und ich im Auto helfende Taschentücher hatte.
Auf dem Weg dorthin sah ich seine blutverschmierten Finger aber keine Wunde, woraufhin ich natürlich gefragt habe wo er sich denn verletzt habe.

Auf die Antwort, die allerdings nicht von ihm sondern seinem Freund, der sich auf die Taschentuchsuche gemacht hatte, war, war ich nun wirklich nicht vorbereitet: "Überm Auge, ja siehst du das denn nicht? Schau de Leid doch ins Gsicht, wia se's gheart (für die Nichtbayern: Sieh den Menschen um dich rum doch ins Gesicht, so wie es sich gehört.". Und da musste ich mir eingestehen, dass ich durchaus viel wahrnehme, aber keine Gesichter. Zumindest keine Details. Natürlich sehe ich ob jemand eine prägnante Nase oder ein Stupsnäschen hat, aber um herauszufinden, ob man Soßenreste im Gesicht hat bin ich anscheinend die Falsche. So sehr ich mich auch bemühe, ich schaue an Gesichtern vorbei.

Sobald ich auch nur einen kleinen Moment bei einem Gesicht verweile oder versuche die Augen meines Gegenübers zu erhaschen habe ich das Gefühl mein Gegenüber anzustarren, was zu einem unweigerlichen Abwenden des Blickes führt. Anscheinend habe ich mir daher im Laufe meines Lebens angewöhnt an einem vorbei zu blicken um das Gefühl des Anstarrens zu vermeiden. Da ich ja Gespräche nicht aus der Sicht meines Gegenübers wahrnehme ist mir auch nie aufgefallen, dass gerade das leicht weg sehen das unangebrachte ist und nicht das Ansehen.

Der Satz hat mich schon sehr nachdenklich gemacht. Wie wirkt es auf Andere, wenn man sie nicht ansieht. Natürlich ist es mir bereits passiert, dass ich vorwurfsvoll gefragt wurde, warum ich denjenigen nicht auf z. B. Kekskrümel oder einen Soßenfleck aufmerksam gemacht habe, aber mir wäre nie so bewusst in den Sinn gekommen.

Die Aussage hat mich gestern wirklich getroffen, so seltsam es klingt. Ich, ...

brauche wohl noch um irgendwie für mich selbst einen Weg zu finden, dass es für mich nicht Unangenehm, für mein Gegenüber nicht teilnahmslos oder ähnliches wirkt. Da werden noch Stunden des Denkens nötig sein und Wochen und Monate des Ausprobierens.

So viel dazu, dass ich eigentlich vorhatte zu schreiben, was ich wahrnehme. Stattdessen stelle ich fest, das ich etwas anscheinend für eine funktionierende Unterhaltung Grundlegendes nicht wahrnehme. Mein Gegenüber. Für jeden, den das bereits an mir gestört hat ein ganz dickes ENTSCHULDIGUNG, es ist nicht böse gemeint und erst Recht nicht ignorant. Es ist nur so .... wie es ist. Damit muss warscheinlich nicht nur ich umgehen sondern auch jeder, der etwas mit mir zu tun hat. Aus diesem Grund verschwinde ich jetzt zu meinem Spiegelbild und sehe nach ob es auch blaue Augen hat ;)

Mich gibts seit heute übrigens auch auf facebook. Mit links zu den aktuellsten Posts und kleineren Nicht-postwürdigen Gedanken, die dort ihren Platz finden.

Der kleine Franzose streikt

Eigentlich wollte ich später einmal dazu kommen, warum mein kleiner Franzose mehr als nur ein Fortbewegungsmittel für mich ist, aber heute hat er mich im Stich gelassen. Der Morgen hätte so gut begonnen, meine Laune war sogar relativ gut (ein positives normal triffts am ehesten), die Sonne schien, die Wiesen leuchteten und unterwegs beschließt er Öl zu wollen, die Lüftung ist angesprungen, Motorkontrollleuchte und mit dauerblasender Lüftung war keine Chance den ersten von 2 Bergen zur Arbeitsstelle zu erklimmen. Ärgerlich ist das schon, aber shit happens. Morgen schauts anders aus und dann klappts auch wieder mit dem Weg zur Arbeit. Jetzt bekommt er dann erst mal was leckeres zu Trinken (Motoröl) und ist dann hoffentlich wieder besänftigt.

Für mich bedeutet das viel Zeit zum Denken und dadurch verbunden voraussichtlich auch ein neuer Post. Bin selbst schon gespannt, was mir einfällt.

Mittwoch, 23. April 2014

"Weils halt so is ..."

Nach einem ziemlich schlechten Start in den Tag bin ich mir heute wieder einer Macke von mir bewusst geworden, die ich eigentlich teilen wollte, das Semmel-Phänomen. Allerdings haben sich im Laufe des Tages so viele interessante Dinge ergeben, die ich loswerden wollte oder zu denen ich mir ungewollt intensive Gedanken gemacht habe, dass ich mich genötigt sah, mir zu notieren, was mir alles auf der Seele brennt.

Wie zum Beispiel Schachtelsätze, die ich heiß und innig liebe und mit denen ich, als ich noch eine Schülerin war, regelmäßig meine Lehrer zur Verzweiflung gebracht habe. Allerdings machen sie keinen Spaß mehr seit nicht mehr logisch nachvollziehbare Kommaregeln gelten. Dann wäre da noch die Wichtigkeit eines Autos für mich, nicht als Fortbewegungsmittel sondern als Zimmer mit Gesellschaft.

Dann hatte ich aber heute wieder ein sehr angenehmes Gespräch über das Sein, über das Funktionieren und irgendwie die Umwelt ertragen. Dabei ist von mir auch der Satz "Weils halt so ist..." gefallen, was dazu geführt hat, dass sich mein Denken mal wieder verselbständigt hat und ich mich somit heute dafür entschieden habe.

Bis zu der Erkenntnis war es bereits ein weiter Weg, zur Akzeptanz ein noch viel weiterer und steiniger und noch ist er nicht ganz von mir begangen worden. Aber in den letzten Monaten und auch Jahren bin ich ein sehr großes Stück darauf zugegangen und mit jedem Schritt, den es weiter darauf zu geht ist es leichter das "sich-mit-dem-einem-auferlegten-Leben-zu-arrangieren".

Wäre ja nicht ich, wenn ich nicht wieder mitten im Thema begonnen hätte, eigentlich schon fast am Ende. Daher zurück zum Anfang. Ok, so weit dann doch wieder nicht, aber als schüchtern galt ich schon immer, habe nicht mitgetanzt, geflirtet oder ähnliches. Ich habe es auch geschafft (obwohl ich in meiner Jugend extrem schlank und durchaus nicht unattraktiv war) nie etwas ausgegeben zu bekommen, anscheinend habe ich immer alle Leute durch mein finsteres Schauen, dass aber eigentlich lediglich ein backenmuskelschonendes Schauen ist, abgeschreckt. Auch sonst war ich meistens am Rand des Geschehens. Eine aktive Teilnahme an Diskussionen, Veranstaltungen wie Geburtstage oder Firmenfeiern aber auch Elternabende, war mir nie möglich.
Ständig war ich eine anwesende Hülle, die nicht wirklich dabei ist. Wenn man dann auch noch in der Lage ist nachzudenken, stellt man sich häufig die Frage warum das so ist. Warum man keinen Ton herausbringt, wenn mehr als 1 weitere Person anwesend ist oder, wie in meinem Fall, gleich die Tränen fließen würden beim Versuch etwas von mir zu geben.

Lebenswert ist es nicht, sich ständig mehr oder weniger unsichtbar am Rand der Gesellschaft zu bewegen und umso schwerer ist es mir mein gesamtes Leben gefallen, das zu akzeptieren. Warum bin ich so, wie kann ich es ändern und vor allem wo gehöre ich hin. Das ganze einfach so hinzunehmen ist mir nie gelungen und umso stolzer bin ich, heute sagen zu können "weils halt so ist ..." Es braucht keinen besonderen Grund, dass ich bin wie ich bin. Wäre ich einer der vielen Punkte, die die große Masse ausmachen würde es mir auch nicht gefallen. Und was nicht gelingt, wie Feiern kann man weglassen und somit versuchen zu genießen so zu sein wie man ist. Ein Individuum auf der Suche nach seiner Schublade? Ja, das war ich mal, aber eigentlich brauchen Individuen keine Schublade und somit war das jahrelange vergebliche Mühe einen Platz zu finden.

Der Platz den ich brauche den nehme ich mir und mich nehme ich wie ich bin. Es ist halt so, ich bin halt so. Wer es nicht akzeptieren kann (und dazu gehörte ich sehr lange selbst), der lässt es. Ich versuche es zu lassen darüber nachzudenken was wäre wenn wieso und überhaupt. Es ist so und so passt es und wenns mal nicht passt, lass ich es oder versuche es passend zu machen. Es und nicht mich!

Und weil nicht nur mein Leben so ist wie es ist, sondern auch meine Art des Schreibens ist wie sie ist, hat das zur Folge, dass ich mir all das, das sich in meinem Kopf und Gemütszustand breit macht "rausschreibe". Nicht bewusst denkend gesteuert, lasse ich es zu dass meine Hände ohne groß bewusst zu denken was sie machen einfach dem Befehl folgen zu schreiben. Und genau das, dass sich in meinem Kopf ausbreitet, einen am Lachen hindert oder verhindert die schöne, bunte Welt in allen Farben zu sehen.

Aus diesem Grund lass ich meine Gedanken direkt in die Finger und somit die Tastatur fliesen. Da ich es nicht mehr zurück haben will lese ich auch nicht mehr was ich geschrieben habe. Ich schreibe es aus mir raus um Platz für Licht, Farben und Freude zu machen. Zum Teil gelingt es bereits jetzt. Da ich es danach aber nicht mehr lese kann es durchaus passieren, dass sich der ein oder andere Fehler einschleicht. Auf diese darf man mich gerne aufmerksam machen und ich versuche sie umgehend zu berichtigen. Allerdings bin ich Spezialist darin, richtig Geschriebenes und Formuliertes nach einem Korrekturlesen zu verbessern und es somit erst zu verschlimmern und somit lasse ich es gleich.

Und weils jetzt schon so spät ist verabschiede mich mit einer Guten Nacht

Dienstag, 22. April 2014

Einer von uns?!?! Es gibt anscheinend ein uns und nicht nur mich

Bevor ich mich dem eigentlichen Post-thema widme muss ich mich mal bei einer Band bedanken, die mir heute den Arbeitstag gerettet hat. Unausgeschlafen, ohne dem Drang mich Gesellschaft auszusetzen, mit dem Wissen mindestens 45 Minuten mit einem Auto, dass im Moment eigentlich in die Werkstatt statt auf die Straße gehört habe ich mich heute auf den Weg zur Arbeit (zur aber nicht zu meiner) gemacht. Da ich derzeit joblos bin habe ich eine kurzfristige Urlaubsvertretung angenommen, auch wenns finanziell eigentlich mehr schadet als es bringt. Entsprechend war meine Laune heute Morgen und es war wieder ein "Um dunkle Löcher rumtanzen", dass ich nur zu gerne mal verliere. Übers Radio habe ich unterwegs halbherzig eine Punkmischung, die sich auf meinem Handy befindet angehört. Bis ein ganz bestimmtes Lied gekommen ist und mich in einen aufrechten Gang gezwungen hat. Daher ein dickes Danke an die Toten Hosen und die grandiose Idee zu diesem Lied (dass die meisten als Fußballhymne kennen).

Ich hoffe, ich darf das hier einbetten aber genau dieses Lied hat mir heute geholfen, den Kopf aufrecht oben zu tragen und darum will ich es euch nicht vorenthalten. Sollte das nicht erlaubt sein oder ähnliches, bitte scheut euch nicht mich darauf hinzuweisen, denn es soll wirklich nur ein Danke an die Band sein und ihnen keinen Schaden zufügen.

http://www.dietotenhosen.de/diskographie/musik/die-00er/2002/steh-auf-wenn-du-am-boden-bist

Jetzt aber zum eigentlich in der Überschrift angekündigten Thema - ich hatte eine positive Resonanz. Eigentlich ein like unter dem Link den ein Freund, der zum Teil ähnliche psychische Eigenheiten hat auf seinem facebook-Profil geteilt hat. Mich hats gefreut und natürlich hat mich interessiert, wem gefallen könnte, was ich so von mir gebe. Auf die Nachfrage kam als Antwort "..... er ist auch einer von uns ...."

So habe ich das noch nie gesehen, erlebt. Vielleicht liegt es daran dass ich vor dem Internetzeitalter groß geworden sind und man somit von niemandem, der ungerne in Gesellschaft ist etwas mitbekommen hat, aber bisher war ich lange Jahre alleine. Ein Individuum, dass versucht in der großen Masse unserer Gesellschaft mitzuschwimmen, dabei aber ständig droht unterzugehen. Ich war wie das kleine Ich-bin-ich ständig auf der Suche nach dem wer bin ich, wie bin ich, wieso bin ich wie ich bin, bin ich anders, nicht normal oder bin ich normal und alle anderen nicht? Aber egal was ich mich gefragt habe, immer war ich alleine auf der Suche.

Daher ist es irgendwie auch nicht verwunderlich, dass ich kaum jemand kenne der mich verstehen kann. Allerdings hat sich das mittlerweile geändert, auch wenn diejenigen, die ich kenne halb so alt sind wie ich (aber das relativiert sich ja Jahr für Jahr).

Wenn man also sein Leben lang als Einzelgänger in der Masse verschwindet fühlt es sich seltsam an zu hören "...einer von uns ..." . Also gibt es ein WIR. Anscheinend sind wir zwar mehrere, vielleicht sogar viele, daher steht man nach wie vor alleine da, aber nur das Wissen, dass wir mehr sind ist für mich etwas wirklich schönes, aufregendes. Dieses wirklich angenehme Gefühl einmal Teil eines WIR zu sein werde ich jetzt weiter genießen und hoffe, dass vielleicht der ein oder andere der hier vorbeischaut und sich sogar angesprochen fühlt mein neugewonnenes WIR erweitert und eventell einen Kommentar, seine Meinung oder Erfahrung hier teilt. (Ich hoffe, die Kommentarfunktion funktioniert)
In diesem Sinne, bis dann
Eigentlich ist das Netz ja wunderbar anonym, aber ich bin der Meinung, dass man wissen sollte, wer versucht einem etwas mitzuteilen. Und da ich ein eher scheuer Mensch bin werde ich es nicht mit Bildern versuchen, sondern ich versuche mich, meine Beweggründe für den Blog und auch der Grund für den "grauen Kasten" zu Beginn des Blogs erklären.

Ich - wer bin ich, was bin ich ist leichter zu beantworten. Ein Mensch, weiblich, nachdenklich.
Schon früh habe ich gemerkt, dass ich nicht der Typ Mensch bin, den es nach vorne drängt. Im Hintergrund, möglichst unsichtbar war mir am angenehmsten, dazu kamen im Laufe meines Lebens depressive Züge, Ängste und einiges mehr.
Im vergangenen Jahr wurde noch eine schizoide Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, die sich einigermaßen mit der Zügen einer Borderlinestörung, depressiven Schüben und sonst noch ein bisschen was arrangiert.

Ich selbst würde ja behaupten, dass auch eine Sozialphobie dabei ist. Dass ich schüchtern bin, steht dabei wohl außer Frage. Das ganze gut durchgemischt und mit einigermaßen Intelligenz gepaart ergibt dann mich. Ein weibliches Wesen, dass sich vor vielem fürchtet - und das müssen gar keine realen Ängste sein, sich unter Menschen sehr unwohl fühlt und das Bedürfnis hat schnell zu verschwinden, dessen Laune in gleichem Maß sinkt, wie die der Umgebung steigt (obs umgekehrt auch funktioniert weiß ich nicht und es wäre auch sehr unpassend) und das, ganz besonders in Gruppen, nicht in der Lage ist irgendetwas vernünftiges zu äußern.

Genau durch die mangelnde Fähigkeit mich zu äußern, obwohl ich eigentlich gerne und viel und viel zu schnell spreche, bin ich gezwungen als stiller Zuschauer dem Geschehen um mich herum zu folgen. Da ich aber genau dadurch in der Lage bin alles, und nicht nur meinen Standpunkt und ein Wenig dessen was um mich herum geschieht, zu erfassen, gibt mir das die Möglichkeit einen tieferen Einblick zu erhalten als aktive beteiligte Mitmenschen. Dies bietet mir auch das ein oder andere Mal die Möglichkeit Zusammenhänge besser zu erkennen und zu kombinieren. Und genau das bleibt dann im Normalfall in meinem Kopf - verschlossen für die, die es interessieren könnte oder für die es vielleicht wichtig sein könnte. 

Und um genau hier dagegen zu wirken habe ich mir hier eine Plattform geschaffen, in der ich frei äußern kann, was in mir vorgeht, was ich wahrnehme, denke, fühle. Eine Möglichkeit mich auszudrücken ohne jemandem gegenüber sein zu müssen. Jetzt habe ich ihn, meinen Blog, mein Sprachrohr an die Welt da draussen, die mich so einschüchtert, dass ich nicht mehr in der Lage bin mich direkt zu äußern.

Das sollte als Info über mich genügen aber zum "grauen Kasten" muss ich noch kommen. Das stellt schlicht und einfach Beton dar. Mein absoluter Lieblingswerkstoff. Grau, nicht besonders schön, rauh mit Ecken, Kanten, Narben und dennoch so faszinierend. Ich liebe es, ihn anzufassen und leicht kalkige, kühle Hände zu haben oder mich im Sommer an eine kühlende Betonwand zu lehnen, da das Material, so unscheinbar es im ersten Moment wirken mag, der sommerlichen Temperatur trotzt und einem immer ein angenehmes kühles Gefühl auf der Haut verleiht. 

Jetzt werde ich mich mal dahin bewegen wo ich seit einiger Zeit sein sollte. Mal schauen, wann es mich wieder hierher verschlägt, wann ich wieder etwas sagen will. Vielleicht schaffe ich es bis dahin auch die Abo-funktion zu aktivieren und andere Helferlein hier einzubauen. Das Netz bietet ja eine Fülle davon hier an.
Gute Nacht da draussen

Montag, 21. April 2014

Jetzt habe ich einen Blog - eigentlich viel mehr als nur eine Internetseite, auf der ich hin und wieder mitteilen werde, was sich bei mir, in meinem Kopf und in der Gesellschaft da draussen abspielt.

Das "da draussen" ist bewusst gewählt, da ich seit ich denken kann Probleme damit habe ein Teil davon zu sein. Ich nehme zwar am Leben teil, sitze aber zumeist sehr schweigsam daneben, was mir die Möglichkeit bietet, objektiv zu beobachten und zu kombinieren, was zum Teil nicht möglich ist wenn man ein aktives Teil des Geschehens ist. Da ich es aber nicht schaffe aktiv teilzunehmen ist das hier jetzt meine Möglichkeit, meine Beiträge zu leisten, ohne jemandem gegenüber zu sein, ohne aktiv in der Menge zu reagieren.

Meine Grundschullehrerin hat es früher passend getroffen "Sie sitzt in einem Glaskasten aus dem nichts raus kommt - aber solange die Leistungen stimmen ist das in Ordnung". Erst 30 Jahre später wird mir bewusst, dass dieser Glaskasten nicht nur belastend sein kann sondern für mich die Chance ist, die gesamte Gesellschaft als Zoobesucher zu begleiten. Ich sehe, nehme auf, verknüpfe, kombiniere, verstehe -  nur aktives Eingreifen ist mir verwehrt. Aber genau das hole ich jetzt hier nach.

Ich teile mit. Ich teile mit, was mich bewegt, was ich wahrnehme, was vielleicht niemanden interessiert oder etwas, dass die Gesellschaft verändern kann - wer weiß. Aber hiermit habe ich für mich meine kleine Luke gefunden, wie aus dem Glaskasten etwas nach außen dringen kann. Und weil mir jetzt bewusst wird, dass der Glaskasten eine kleine Öffnung hat, die ich ihm gewährt habe werde ich mir erst einmal die Möglichkeiten vor Augen führen, was mir das bringen kann (und vlt auch schaden kann) und mich im nächsten Post soweit es mir gelingt, vorstellen. Ich werde jedem der sich hierher verirrt mich erklären, denn ich bin sicher, dass man nur wenn man mich versteht auch versteht, warum ich das mache und wie ich vieles empfinde, auffasse oder was auch immer.
Somit gönne ich mir wieder die Ruhe meines in früher Kindheit gewählten Gefängnisses und mache mir Gedanken, wieviel ich von mir preisgeben will und kann.