Samstag, 3. Mai 2014

Verwöhnte Einzelkinder und Mutter und Vater in Personalunion

Gut Ding will Weile haben, also habe ich diese auch gegönnt. Außerdem wird dieser und die nächsten Posts nicht, wie für mich typisch, direkt geschrieben und ungelesen gepostet sondern geschrieben, korrekturgelesen und dann erst formatiert gepostet. Bin selbst schon gespannt ob ich, wie zu Schulzeiten, beim Korrekturlesen Fehler einbaue, die vorher nicht da waren.

Schulzeit ist ein gutes Stichwort, denn unter anderem darüber möchte ich etwas los werden, auch über die Wichtigkeit des Schulweges, warum ich vermeintlich böse und kriminelle Jugendliche durchaus verstehen kann und meine Sicht auf „verwöhnte Einzelkinder“, die heute anders, aber deutlich mehr verwöhnt werden als zu meiner Jugend. Warscheinlich liegt das aber auch daran, dass es immer weniger Geschwisterkinder gibt.

Warum ich finde, dass Eltern trotz extremer Bemühungen, oder genau wegen dieser Bemühungen manchmal schlechte Vorbilder sind will ich heute loswerden.

Ein ganz offensichtliches Beispiel habe ich kürzlich beim Einkaufen erlebt, als ich beim Betreten des Supermarktes von einer laut kreischenden Frauenstimme mit den Worten „Habt ihr den A*** offen?!!!?!!!??!!!“ begrüßt wurde.
Die vermeintlichen Blödsinn machenden Freunde, die ich nach diesen Worten erwartete entpuppten sich dann als zwei Kinder im Grundschulalter, von denen der Größere sogar die Idee äußerte, vielleicht ADHS (ich kann es einfach nicht mehr hören) habe und deshalb die Mama so nerve. Von ihr wurde das ebenso kreischend abgewehrt wie die vorher genannte Aussage.

Das dieses Verhalten nicht unbedingt ruhige und ausgeglichene Kinder hervorbringt ist, denke ich, für Jeden nachvollziehbar. Weniger leicht erkennbar ist, dass das übereifrige Bemühen, seinen Kindern alles zu erleichtern nicht unbedingt gut tun um aus einem Kind einen selbstbestimmten jungen Erwachsenen werden zu lassen ist vielleicht schon schwieriger zu erkennen.

Immer mehr Eltern versuchen, vielleicht aus eigener schlechter Erinnerung oder um ihrem Kind etwas besonderes zukommen zu lassen, dafür zu sorgen, dass es auf keinen Fall einem anderen Kind gegenüber benachteiligt, wobei auch skurille Forderungen gestellt werden, wie das Ermöglichen eines Pferdes für sein Kind, wenn doch anderen Kindern und Jugendlichen eine Sport- und Spaßfläche ermöglicht wird. Trotz weniger Geburten und somit weniger Kindern wird für möglichst kurze Schulwege, Bustransfer im Gemeindebereich und vieles mehr gekämpft.

Dabei wird nicht bedacht, dass nicht alles, das uns in unserer eigenen Kindheit genervt hat wirklich schlecht war. Gerade was den Schulweg betrifft, habe ich erst als Mutter gelernt wie wichtig dieser eigentlich ist. Kinder und Jugendliche heute haben also viel weniger Bedarf als früher selbst für etwas zu kämpfen, da die Eltern das für sie übernehmen. Aber kann das gut sein für sein späteres Leben, wenn man selbst nicht die Möglichkeit hatte, sich etwas erkämpfen zu müssen oder auch einmal selbst den schwierigeren Weg wählen zu müssen?

Ein anderes, in der heutigen Gesellschaft vermehrt anzutreffendes Beispiel für zu gut gemeinte Erziehung ist, fehlende Familienmitglieder, besonders Elternteile ersetzen zu müssen. Zwar hört man häufig von anderen Alleinerziehenden, dass sie Vater und Mutter gleichzeitig sein müssen, aber in der Realität wird der fehlende Elternteil häufig durch übertriebene Fürsorge oder sogar übertriebenes Verwöhnen, vielleicht aus einem Schuldgefühl heraus. Aber genau das ist es doch, was das Kind nicht braucht.


Wenn ein Kind oder Jugendlicher zum Beispiel nur von der Mutter erzogen wird, ersetzt diese den fehlenden Vater doch nicht dadurch, dass der Sohn/die Tochter ständig ein neues Fahrrad, Skateboard, Spielekonsole oder ähnliches erhält. Ersetzen kann man den fehlenden Elternteil doch eher dadurch, dass man die eigene Rolle verlässt und sich wagt, einmal eine andere Rolle beim Erziehen einzunehmen. Das kann mit so einfachen Mitteln geschehen. Einfach einmal, statt Neues heranzuschaffen die vorhandenen Möglichkeiten zusammen mit dem Kind nutzen. Statt diejenige zu sein, die fürs Trösten zuständig ist, auch einmal wild sein, mit toben oder zum Fahrradmechaniker werden. Genau das ist es doch, was Kinder von Alleinerziehenden fehlt und nicht jemand, der Charakter durch Geschenke ersetzt, die wiederum den fehlenden Charakter benötigen würden.

Nach einem Sturz des Kindes beim Spielen einfach mal nicht nur die Person zu sein, die tröstet und die Wunde verpflastert, sondern die Person sein, die sagt, dass das nur halb so wild ist und erneute Versuche unterstützt. Sicher ist das ein Lernprozess der nicht jedem leicht fällt. Aber es ist deutlich günstiger als materieller Überfluss und bringt dem Nachwuchs viel mehr, als jemand zu sein, der sich selbst nie bemühen musste um etwas zu erreichen und somit den kleinen Kämpfern ,die mit zerschrammten Knien aufs Rad gesetzt und angetrieben wurden weiterzumachen, im späteren und vor allem beruflichen Leben häufig unterlegen zu sein.

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