Dienstag, 29. April 2014

Respekt, Altaaaa - oder die Jugend von heute

Die Überschrift alleine ist sicherlich für dein Ein oder Anderen ein Aufreger. Und nein, ich habe nichts gegen die Jugend von heute. Ich kenne Etliche und würde für einige von ihnen die Hand ins Feuer legen. Es sind allesamt wirklich nette Jugendliche. Aber dennoch ist die Jugend einen Aufreger wert.

Es wird geschimpft und gemeckert über die Jugend von heute. Allerdings wurde das auch über meine Jugend. Techno hören und in Diskos gehen (allerdings gehörte ich nicht zur Techno sondern zur Grunge-Jugend, was es für die reifere Generation nicht weniger schlimm gemacht hat. Aber auch meine Eltern waren eine schlimme Jugend, laute Musik hören und mit Miniröcken mit eingenähten Höschen rumlaufen, weil jeder darunter sehen konnte. Der Ärger der jeweiligen Zeit wird anscheinend immer auf die Jugend übertragen, die als Sündenbock herhalten muss.

Dennoch fällt mir immer öfter auf, dass Werte, allen voran der ständig überall gerufene Respekt nach und nach verloren gehen. Die Schuld möchte ich keinesfalls den Jugendlichen, bei denen es besonders auffällt geben. Sie sind nur der Spiegel der Gesellschaft, einer Gesellschaft, die sie geformt hat; durch Erziehung der Eltern, Wohngegend, dem Einfluss von Menschen aus der Umgebung und den Möglichkeiten mit denen man heute aufwächst.

Dass 10 Leute beisammen sitzen, die sich nicht unterhalten, weil jede(r) von ihnen in sein Smartphone blickt und gleichzeitig mit 10 weiteren Freunden Kontakt hält wirkt sicher auf den Einen oder Anderen befremdlich. Zu unserer Zeit hat es das nicht gegeben, dafür haben wir, Sony sei dank, begonnen unsere Ohren vor der Gesellschaft zu verstecken und waren mit Walkman unterwegs.

Aber auch wenn jetzt klar sein sollte, dass ich nicht zu denen gehöre, die die Jugend generell verteufelt, so muss ich dennoch einiges los werden. Immerhin hat sich das Benehmen und Verhalten zu dem früherer Jugendlicher geändert. Natürlich kommt die heutige Generation auf die Welt und beschließt, wir sind anders, wir sind unfreundlicher oder ähnliches. Dank der Möglichkeiten des Internets und vor allem des mobilen Internets leben Jugendliche heute definitiv anders als früher. Vielleicht gehen gerade durch den Mangel an gewollten oder ungewollten persönlichen Kontakten einige wichtige gesellschaftliche Regeln verloren, aber genau da sollte die Generation, die jetzt schimpft, zum Zug kommen und dafür Sorge tragen, dass das nicht verloren geht.

Doch auch für die Erziehung werden heute andere Maßstäbe gesetzt, so dass die Werte, die einem das Leben lebenswert und angenehm gestalten sollten einfach nicht bei der heutigen Jugend- und Kindergeneration einfach verloren geht.

Mittlerweile werden Kinder, kaum können sie laufen in Krabbelgruppen gesteckt, zum Kinderschwimmen und zur musischen Früherziehung geschleppt. Darauf folgen Musikunterricht und Sportvereine oder -kurse. Zeit für die eigentliche Erziehung und vor allem die Selbsterziehung, die unter anderem den Umgang untereinander lehrt bleibt kaum noch Zeit. Wenn wir noch nach der Schule oder den Hausaufgaben nach draussen gegangen sind und irgendwo jemanden zum Beschäftigen gefunden haben müssen bereits Grundschüler heute Termine 3 Wochen später vereinbaren weil der Terminkalender keinen früheren Termin hergibt.

Zu Zeiten in denen man noch draussen gespielt hat und sich zu beschäftigen gewusst hat, wurde man unfreiwillig auf genau solche Situationen aufmerksam, die einem den nötigen Respekt und die Achtung vor Anderen aufmerksam und konnte diese lernen. Heutzutage sind Kinder fast rund um die Uhr versorgt, bespaßt oder behütet, so dass keine Berührungspunkte mehr entstehen, die einem diese Art der Erziehung zukommen lassen.

Dadurch, dass sich unser Leben viel in der Gesellschaft abgespielt hat, haben wir mitbekommen, dass sich ältere Mitmenschen beim Verrichten der einfachsten Dinge schwerer tun als Jüngere. Durch diese Beobachtungen und Begegnungen musste uns niemand erklären, dass man im Bus ältere Menschen hinsetzen lässt, man hat er erlebt und gelernt. Dieses Erleben und Erlernen wird der heutigen jungen Generation durch die vielen Termine und Verpflichtungen genommen, was zur Folge hat, dass z.B. selbst ein Schulrucksack einen eigenen Sitzplatz im Bus braucht, während daneben eine reifere Person verzweifelt versucht irgendwie Halt am Stehplatz zu bekommen.

Und irgendwann kommt dann mit zunehmendem Alter der Zeitpunkt, an dem man keine Lust mehr auf das hat, dass einem die Eltern vorschreiben und man sich loslöst. Man befreit sich aus den gut gemeinten Terminen, Vereinen und ähnlichem, mit dem die Elten eine flächendeckende Betreuung und Verhinderung von Langeweile sichergestellt haben. Dann steht man da, in einer realen Welt, die man nur aus TV und Internet kennt und muss sich zurechtfinden. Mit der Zeit, die man ab dem Zeitpunkt des Loslösens hat, mit sich selbst und der Gesellschaft da draussen.

Da steht man dann und hat keine App, die einem sagt, 10 Meter vor einem auf der linken Seite befindet sich eine ältere Person, die Hilfe gebrauchen könnte. Bei dem Verspäteten die-Welt-entdecken ist mittlerweile leider kein Platz mehr auch noch so etwas zu entdecken. Auch wie man sich alleine beschäftigt, konnte nie erlernt werden, was zur Folge hat, dass man sich irgendwo alleine oder mit ebenso groß gewordenen Freunden hinsetzt und nichts, einfach gar nichts mit sich anzufangen weiß.

Dass genau das dazu führen kann, dass man vor lauter Langeweile zu Gewalttätigkeiten, Diebstählen oder sinnlosen Saufereien getrieben wird ist daher nur allzu nachvollziehbar.

Nein, ich möchte nicht die Jugend schlecht machen, sie ist nicht schlechter als zu meiner Jugendzeit oder sogar zu der meiner Eltern, ich möchte die Elterngeneration wachrütteln, ihren Kindern doch die Möglichkeit zu geben, das reale Leben frühzeitig kennenzulernen, damit Selbstverständlichkeiten wie Hilfsbereitschaft, Respekt voreinander und vor dem Alter und Ähnliches nicht erst in die Kinder und Jugendlichen hineingeprügelt werden muss, sondern sie die Möglichkeit haben es draussen, untereinander zu lernen.


1 Kommentar:

  1. Sehr Kontroverse Ansichten, die sie hier vertreten. Aber durchaus lesenswert, ich bin gespannt in welche Richtung sich der Blog bewegen wird. Allerdings vermisse ich noch die News Letter Funktion. Es würde mich sehr freuen, wenn sie eine solche einrichten könnten, damit ich als Leser immer up2date bleibe.

    Grüße

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